Archäologen in Quedlinburg im Harz haben an der Stelle eines alten Galgens auf dem Galgenberg nördlich des Harzes zahlreiche Skelettreste ausgegraben.
Dieser Ort wurde zwischen 1662 und 1809 für öffentliche Hinrichtungen genutzt und ist eine der wenigen Quellen zu frühneuzeitlichen Straf- und Bestattungspraktiken in Europa. Der Galgen, eine Holzkonstruktion aus zwei vertikalen Pfosten und einem horizontalen Balken, war im Mittelalter und in der frühen Neuzeit in ganz Europa eine gängige Form der Todesstrafe. Hinrichtungen wurden öffentlich abgehalten, um die rechtliche Autorität zu betonen und potenzielle Kriminelle abzuschrecken.
Archäologen des Landesamtes für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt haben bei Ausgrabungen auf dem Galgenberg zahlreiche menschliche Knochen freigelegt. Insbesondere Gruben mit Skelettresten gelten als konkrete Beweise für Massenhinrichtungen. Viele der Gefangenen wurden hastig begraben, oft ohne Einzelgräber.
Einer der interessanteren Funde ist ein Holzsarg mit einem Skelett und einem Rosenkranz. Diese Bestattung ist bemerkenswert, da sie anscheinend nichts mit Galgenhinrichtungen zu tun hat. Archäologen vermuten, dass es sich bei der Person um ein Selbstmordopfer gehandelt haben könnte. Im christlichen Europa galt Selbstmord als Sünde, daher wurde Selbstmördern oft eine Bestattung auf geweihter Erde verweigert. Stattdessen wurden sie oft in der Nähe der Hinrichtungsstätten, an Randgebieten oder in abgelegenen Gebieten begraben.
Eine weitere interessante Entdeckung ist das sogenannte „Wiedergängergrab“. In der europäischen Folklore sind Wiedergänger Leichen, von denen man glaubt, dass sie aus ihren Gräbern auferstehen, um die Lebenden heimzusuchen. Das fragliche Wiedergängergrab enthielt das Skelett eines Mannes, der auf dem Rücken lag und über seiner Brust große Steine platziert hatte. Diese Bestattungsmethode sollte wahrscheinlich verhindern, dass der Verstorbene als Wiedergänger aufersteht. In vielen europäischen Kulturen wurden Wiedergänger oft mit Menschen in Verbindung gebracht, die eines unnatürlichen Todes gestorben waren, wie Selbstmordopfer, Hexen oder Menschen, die von bösen Geistern besessen waren. Der Brauch, Steine auf die Leiche zu legen, wurde durchgeführt, um den Körper bewegungsunfähig zu machen und seine Rückkehr zu verhindern.
Soziale Reflexionen öffentlicher Hinrichtungen
Öffentliche Hinrichtungen beschränkten sich nicht nur auf die Aufrechterhaltung der Rechtsordnung, sondern spielten auch eine wichtige Rolle bei der Aufrechterhaltung der sozialen und moralischen Ordnung. Im frühneuzeitlichen Europa wurden Hinrichtungen oft an hohen, öffentlichen Orten durchgeführt. Es ist klar, dass diese Hinrichtungen und die Art und Weise, wie Kriminelle bestraft wurden, die Auswirkungen von Verbrechen und die Macht des Staates demonstrierten. Solche Organisationen sollten die Gesellschaft daran erinnern, dass Gerechtigkeit geübt worden war und dass die Autorität des Staates außer Frage stand.
Die Orte, an denen Kriminelle nach ihrer Hinrichtung begraben wurden, waren jedoch ebenfalls von Bedeutung. Die Lage des Grabes und die Art und Weise, wie der Körper begraben wurde, spiegelten den sozialen Status des Verstorbenen wider. Nach öffentlichen Hinrichtungen wurden einige Kriminelle ohne Zeremonie in Massengräbern begraben. Diese Massengräber werden als Hinweis auf die geringe Wertschätzung gesehen, die Kriminelle in der Gesellschaft genossen.